Das Christentum aus der Sicht der Muslime

Referent: Halid B.

Die Darstellung des Christentum aus der Sicht der Muslime entnehme ich überwiegend der theologischen Sichtweise der islamischen Gelehrten zur Zeit der Jahrtausendwende.

Die Sichtweise die ich heute vortrage ist nicht die Meinung des normalen Muslim. Die meisten Muslime beschäftigen sich nicht eingehend mit dem Christentum. Sie wissen zwar, das die Christen, Jesus zu Gottessohn nehmen, das Jesus ans Kreuz geschlagen wurde und von den Toten auferstanden ist. Jedoch sind die meisten Muslime mit dem knappen und spärlichen Wissen über das Christentum zufrieden.

Zumindest hier in Nürnberg zeichnet sich jedoch eine gewisse Trendwendung zum Christentum hin ab. Die meisten ausländischen Muslime, die sich für das Christentum interessieren sind Jugendliche zwischen 17 und 35 Jahren. Dies läßt sich mit den Dialog, die die Kirche Anfang der siebziger Jahre begonnen hat, und nun Früchte schlägt, um über den Dialog die Muslime zu missionieren und auf die Rückbesinnung zur eigenen Religion, erklären.

In der Schule und im Berufsleben sind die Muslime mit Fragen konfrontiert, daß sie anspornen läßt, mehr über die eigene wie auch über die andere Religion zu erfahren.

So möchte ich nochmals betonen, daß der heutige Vortrag die Sichtweise der Gelehrten der früheren Zeit darstellt (z.b. Ghazali). Weil sich das Bild über das Christentum nicht wesentlich verändert hat, können wir auch heute noch die Meinung der Gelehrten vertreten. Mit diesem Vortrag spricht der Islam nicht den Glauben der Christen ab, lediglich wird hier aus islamischer Sicht dargestellt, auf was die Christen ihr Glauben aufbauen.

 

Der Vortrag über das Christentum ist in zwei Teile augeteilt. Einmal die geschichtliche Entstehungsgeschichte, und im zweiten Teil werden Bibeltexte kritisch untersucht.

Beginnen möchte ich mit der geschichtlichen Entstehungsgeschichte des Christentum.

Der eigentliche Gründer des Christentums ist Paulus, ehemals Saulus. Die Anhänger Jesu hatten nach seiner Aufnahme in den Himmel zunächst die richtige Lehre, bis es zum Kampfe zwischen Jesus-Anhänger und den Juden kam. Saulus ein Diener des Hohen Rates, war beauftragt die Anhänger der Lehre Jesus zu bekämpfen. Doch sosehr er die Anhänger festnahmen, um sie auszuliefern oder um sie zu töteten, um so mehr Juden bekannten sie sich zu der Lehre Jesus. Da fiel den Saulus und den Hohen Rat ein genialer Plan ein. Den Juden müsse man nur ihren Begriff des Gottesbildes zerstören. Wenn sie den Juden, der Lehre Jesu, eine Verfälschung einredeten, so würden die Anhänger Jesu, von selber die neue Lehre wieder aufgeben. So verließ Saulus mit einigen seiner Helfer die Stadt Jerusalem in Richtung Damaskus. Auf dem Weg nach Damaskus umstrahlte ihn ein Licht vom Himmel her und eine Stimme hörte er, die zu ihm sprach: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Der weitere Ausgang dieses Ereignisses ist ja hinreichend bekannt.

Seine Helfer verbreiteten die sogenannte Jesuserleuchtung und selber trug er auch sein Teil dazu bei. In Damaskus angekommen, berichtete er von sein Erlebnis und fand so die Aufnahme der Jesusanhänger. Er predigte von nun an das Verhältnis zwischen Gott und seinen Sohn auf Erden. Weil es am Anfang den erwünschten Erfolg nicht brachte, trug er seine Botschaft den Heiden hinaus. Den Heiden war solcher Gedankengut ja nicht fremd. Ob Steine, Sonne oder Tiere, sie hatten alle schon mal zu ihren Gott gemacht. So hatten sie damit keine Probleme im dem was sie Anbeteten. Gottessöhne und Himmelfahrt sowie Kreuzigung sind der Antike ja nicht unbekannt. Paulus Theorie war: ist der neue Glaube erstmals bei den Heiden verbreitet, würden die Juden selber davon ablassen. So kam es dann auch zu Streitgesprächen zwischen Paulus und Petrus. Den Juden war die neue Lehre von Jesus nicht mehr geheuer, und der Erfolg hatte Früchte getragen. Neue Juden gab es nun kaum noch, die sich zu der Lehre Jesus bekannten. Um für die Zukunft vorzusorgen, zog es Paulus mit seinen Helfern in die heidnischen Städte und predigte von der Gottes-Sohnschaft auf Erden. So versperrte er den Juden, für die Zukunft, das Tor zur wahren Lehre Jesus.

Trotz allen gab es schon genug Anhänger der wahren Lehre Jesus. Weil die Botschaft Jesus ja, an die 12 Stämme Israels gerichtet waren, gab es wesentlich weniger Anhänger als bei den neu gewonnenen Heiden. So ging im Laufe der Zeit die wahre Lehre Jesus unter. Allerdings noch zu Zeit Kaiser Konstantin im 3. Jahrhundert, wurde noch über die Natur Jesu gestritten. Mit der Einberufung des Konzil von Nicäa 325 n.Chr. unter der persönlichen Teilnahme des Kaisers, wurde die Gottessohnschaft festgeschrieben. Doch darauf komme ich später zurück.

 

Betrachten wir nun die Person Saulus bzw. Paulus:

Saulus gehörte dem Stamm Benjamin an, und kam aus einer strenggläubigen Pharisäerfamilie. In Jerusalem hatte er studiert unter der Leitung Gamaliel des 1. Sein Vater war Kaufmann und auch er erlernte das Handwerk des Kaufmannes. Die Familie war wohlhabend. Seine Geburtsstadt hieß Tarsus das ein bedeutendes hellenistisches Kulturzentrum war. Deshalb beherrschte Saulus die griechische Sprache. Saulus besaß als Jude die römische Staatsbürgerschaft. Vermutlich hatte Saulus Vater die Bürgerrechte erworben, entweder als Belohnung für den Römern erwiesene Dienste oder weil er ein freigelassener Sklave oder Kriegsgefangener war. Paulus war ein sehr aktiver Jude. Schon bald nach dem entrücken Jesu, stellte er sich entschieden gegen die Jünger Jesu, die glaubten ihr Meister sei der Messias gewesen, den die Juden nicht erkannt hätten. Paulus selber hatte Jesus nicht persönlich gekannt. Was Paulus in den ersten zehn Jahren nach seiner Bekehrung getan hat, bleibt ein Geheimnis, das sich weder durch seine Briefe noch durch die Apostelgeschichte entschleiern läßt. Paulus und Barnabas unternahmen zusammen eine Reise durch Syrien und Cypern, das mehrere Jahre dauerte. Paulus und Barnabas, der Levit aus Cypern, stritten über ihre Missionsarbeit und trennten sich.

Die Juden, die Jesus nicht als Messias anerkennen wollten, waren von der neuen Lehre schockiert und sträubten sich dagegen ihnen zuzuhören. Nach seiner dritten langen Reise kam Paulus nach Jerusalem zurück, wo ihn die römischen Soldaten vor dem aufgebrachten Juden schützen mußten. Wann Paulus starb und wo, bzw. wie, ist nicht geklärt. Spekulation über das Ende Paulus gibt es genug. Die sogenannte Opferung in Rom mag weiter nur eine Täuschung für die Juden gewesen sein um sie in ihrer Ablehnung gegen das Christentum zu stärken. Paulus hat seinen Auftrag erfüllt. Sein weiteres Wirken bleibt im Dunkel.

 

 

Wie nun kommen die Muslime zu dem Schluß, daß Paulus seine Bekehrung nur erfunden hat.

Die Muslime stützen sich hierbei auf dem Qur’an. Weil der Qur’an, Jesus als Gott ablehnt, steht für die Muslime fest, daß die sogenannte Erleuchtung von Paulus nur als Vorwand benutz wurde, um die Jesusanhänger etwas vorzugaukeln. Nachdem Jesus ja nicht Gott ist, hatte Jesus auch gar kein verlangen, Paulus zu erscheinen.

Auch in neuerer Zeit, gibt es Zeitgenossen die in Paulus einen Betrüger des Christentum sahen. (z. B. Nietzsche) Nietzsche hat Paulus als großen Verfälscher dargestellt. Paulus charakterliche Eigenschaften und Begabungen sind auch als Beweis aufzuführen, das er sich für diese Aufgabe berufen sah. Hat Jesu nicht über die Pharisäer und den Hohen Rat geschimpft?

Paulus Stadt war eine Heidenstadt mit jüdischer Minderheit. Er kannte den Glauben der Heiden und war Ausgebildet im jüdischen Glauben. Als römischer Staatsbürger war er der jüdischen Staatsgewalt entzogen. Durch die Beherrschung der griechischen Sprache, war es Paulus auch möglich die Sprache Jesus, die ja Aramänisch war, ins Griechische zu predigen, was den Vorteil mit sich brachte, daß seine Reden nicht mehr vergleichbar waren. So war er der ideale Mann für das vorhaben des Hohen Rates der jüdischen Priester.

Paulus war der erste große Theologe der christlichen Lehre. Er wandte sich mit vernichtender Schärfer gegen die Christen, die eine gewisse Gültigkeit des jüdischen Gesetzes auch in der christlichen Gemeinde festhalten wollten. Zu erwähnen sei die Beschneidung und das Schweinefleisch verbot. (Jedoch die Lehre der Erbsünde entsprechen nicht der Auffassung des Paulus.)

Während Petrus als der Fels von Jesus bezeichnet wird, und die Bräuche der Juden weiterhin pflegte, nahm sich Pauls als Spätbekehrter das Recht heraus jüdische Brauchtümer für die neugewonnenen Christen abzuschaffen. Er hat, wie vor allem der Brief an die Galater zeigt, in dieser Sache bittere Auseinandersetzungen mit den Häuptern der Jerusalemer Urgemeinde geführt. So sind auch die Briefe Paulus die ältesten Schriften des Christentums, die der Nachwelt erhalten sind.

Wenn wir die Ausbreitungsgeschichte des Christentums in seiner Frühzeit studieren wollen, so haben wir nur ein Dokument dafür, nämlich die Apostelgeschichte und die Briefe des Paulus. Bis ans Ende des 2. Jahrhunderts hat sich das Christentum im Osten in dem äußeren Rahmen gehalten, den Paulus ihm zog.

Nun komme ich zurück zum Konzil von Nicäa. Der Ausgangspunkt geht bis ins 2. Jahrhundert zurück. Man empfand, daß die Formeln des NT und der apostolischen Väter nicht ausreichend waren, um das Wesen der Gottheit zu beschreiben. So kommt es zu den sog. monarchianischen Streitigkeiten. Christus und der Heilige Geist und Gott, darüber war man verschiedener Auffassung. Einige faßten Christus als Menschen der von Gott durch Adoption zu sich emporgehoben wird, andere als Gottes Kraft erfüllten Menschen. Diese monarchianischen Aussagen entstammen dem Bemühen, am Monotheismus festzuhalten. Gott ist Einer, das ist die Grundvoraussetzung, von der nicht abgegangen werden kann. Man findet einen Ausweg aus dem Dilemma. Christus wird als Logo Gottes beschrieben. Dies brachte jedoch keine Lösung des Problems.

Die Logos-christlologie ist letztlich nur eine Aussageformel. Logos bedeutet: Wort, Vernunft.

Einige Theologen geben sich damit zufrieden, andere nicht. So wurde mit der Zeit, aus dem mo’nar’chi’a‘nischen Streit der arianische Streit. Auf dem Konzil von Nicäa 325 wurde Ho’mo’u’si‘os (was etwa wie wesensgleich oder wesensseins übersetzt werden kann) von Konstantin in der Synode durchgesetzt. Das sonderbare ist ja, das die Bischöfe diese Bekenntnisformel gar nicht beschließen wollten, was beim Auseinandergehen der Synode zum großen Ärgernis wurde. Konstantin setzte sich deshalb für die Bekenntnisformel ein, weil es sein Auffassungsvermögen entsprach.

Die damit schwierigen theologischen Probleme die damit verbunden waren überstiegen Konstantin Wissen um das Christentum. Die Ereignisse und die Einmaligkeit der damaligen Zeit (nämlich) erst vor ein Jahr war im Osten die Stunde der Freiheit von der Verfolgung für die Christenheit endgültig angebrochen - und dies war Konstantin zu verdanken -.

Das alles brachte die Bischöfe dazu, dem ho’mo’u’si‘os (wesensindentsich) zuzustimmen. Erst nach dem Tod Konstantins konnte der Stein des Anstoßes unter Konstantius beseitigt werden. Jetzt wo sich eine Opposition durchgesetzt hat, kommen die gegenseitigen Meinungen wieder voll zu Tage. Durch den Beschluß von Nicäa wo die Bekenntnisformel Homosios durchgesetzt wurde, kämpften alle zusammen, jetzt brach der Bund auseinander.

Die Auseinandersetzungen gingen bis zu die Theologen Basilius der Große, Gregor von Nyssa, Gregor von Nazinaz die von einer Wesenheit sprechen, die sich in drei Erscheinungsformen, also in drei Personen darstellen. Und diese Aussage wird dann von der Mehrheit der Theologen übernommen. (ho’mo’i’u’si‘os = eines Wesen) Ein i war die gesuchte Lösung. Auf dem Konzil von Konstantinopel 381 wurde das Wort homousios verbindlich festgelegt, was nun mit eines Wesen zu übersetzen ist. Im Jahre 451 ist in Chalcedon das Bekenntnis noch mal bestätigt worden.

Bemerkenswert ist die Tatsache das über die dritte Person bis dahin noch nicht diskutiert wurde. Es wurde zwar immer von der Trinität gesprochen, gemeint waren aber nur Vater und Sohn.

Nach dem Streit um die Gottheit Jesu stand nun ein neuer Streit auf der Tagesordnung. Der Streit um die Menschheit Christi. Man hatte die Gottheit Christi gesichert und, so gut es möglich war, umschrieben. Wenn Christus nicht Mensch geworden war, half diese Gottheit dem Menschen nichts. Man einigte sich schließlich auf die Menschheit Christi, mit der sich Gott verbunden hat. Beide Naturen sind miteinander verbunden, aber nicht miteinander vermischt, können aber auch nicht voneinander getrennt werden.

Zum Schluß nun kommt noch Maria ins Spiel. Ist Maria als Menschengebärerin oder als Gottesgebärerin anzusehen. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Kirche nahm nie ein Ende. Ein Konzil Jagd dem anderem Konzil hinterher. Noch im 8 Jahrhundert wird auf dem Konzil über das Bilderverbot gestritten.

Noch im 16 Jahrhundert spaltete sich die Katholische Kirche. Aus ihr ging die lutherische Kirche hervor. Der stolper Stein war die Rechtfertigungslehre. Martin Luther widersprach der Lehre der katholische Kirche, daß Menschen durch gute Taten dazu beitragen können, von Gott angenommen zu werden. Nach Luther erlangen die Menschen allein durch Gottes Gnade und aufgrund ihres Glaubens das Heil.

Zum Geschichtlichen Verlauf des Christentum mit seinen theologischen Auseinandersetzungen, reicht das aufgesagte auf, um sich ein Bild machen zu können von der Schwierigkeit, eine Einheitliche Formulierung zu finden über Gott, Jesus und die Trinität.

Was ich hier aufzeigen möchte ist die Tatsache wie durch Menschenhand bzw. Menschenverstand eine Religion geprägt und gestaltet wurde, wonach sich Millionen Gläubige richten, die den wahren Wortlaut Jesu nicht nachgehen können, weil Jesu keine persönliche Aufzeichnung über seine Botschaft hinterlassen hat.

In unseren Jahrhundert hat die Bibel immer noch nicht ihre Ruhe gefunden. Von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wird die Bibel überarbeitet, das sie die Menschen besser verstehen können. Doch bei jeder revidierten Fassung können viele der Texte und Sinnbilder verloren gehen. Wer sich eine Bibel vom 19. Jahrhundert mit einer Bibel vom 20. Jahrhundert anschaut, stellt erschreckend fest, daß vieler ursprünglicher Text, verloren gegangen ist. Ich möchte nun ein Beispiel geben:

1984 wurde das neue Testament zum letzten mal revidiert.

Was ja allgemein bekannt sein müßte, wird das NT aus dem Griechischen übersetzt. Weil man von Epoche zu Epoche immer wieder feststellen mußte, daß die gewählte Wortwahl nicht immer der momentanen Zeit entspricht, so tauschte man Wörter gegen andere Wörter aus, die aber den Sinn des Satzes nicht verändern sollten.

So verhält es sich im 19 Kapitel; Vers 16 und17 des Matthäus Evangelium.

"Und siehe, einer trat zu ihm und fragte: Meister, was soll ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben habe?

Er aber sprach zu ihm: Was fragst du mich nach dem, was gut ist? Gut ist nur Einer. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote."

Nun zietiere ich aus der Bibel von 1816 :

"Und siehe, einer trat zu ihm und sprach: Guter Meister, was soll ich Gutes tun, daß ich das ewige Leben möge haben?

Er aber sprach zu ihm: Was heißt du mich gut? Niemand ist gut denn der einige Gott. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote."

Der Sinn des Textes wird nicht geändert. Warum Antwortet Jesus in der Fassung von 1984 Gut ist nur Einer. Das ergibt gar kein Sinn auf die Frage des Fragenden. Liest man jedoch die Fassung von 1816, dann versteht man auch warum Jesus den Fragenden so Antwortet.

Oder im AT 1.Chronik Kapitel 20 Vers 3

In der Übersetzung von 1985 steht folgendes drin:

"Aber das Volk darin führte er heraus und ließ sie mit Sägen und eisernen Hacken und Äxten Frondienst leisten. So tat David mit allen Städten der Ammoniter. Und David zog samt dem Kriegsvolk wieder nach Jerusalem."

In der Bibelausgabe von 1921 heißt es aber noch:

"Aber das Volk drinnen führt er heraus, und zerteilte sie mit Sägen und eisernen Dreschwagen und Keilen. Also tat David allen Städten der Kinder Ammon. Und David zog samt dem Volk wieder gegen Jerusalem"

Oder im 1. Samuel Kapitel 6 Vers 19 der 85 Ausgabe steht folgendes:

"...Und der Herr schlug unter ihnen siebzig Mann. Da trug das Volk Leid, daß er das Volk so hart geschlagen hatten."

In der Ausgabe von 1921 steht aber:

"...Und er schlug des Volkes fünfzigtausend und siebzig Mann. Da trug das Volk Leid, daß der Herr so eine große Schlacht im Volke getan hatte."

Ich frage mich, wer gibt diesem Fachleuten des Bibelwerkes das Recht, Wörter wegzulassen wenn sie doch davon ausgehen, das es Gottes Offenbarte Wörter sind. Die Juden hatten zweifellos eine schlimme Zeit der Nazis erlebt, doch rechtfertigt dies Texte der Bibel zu verschönern? Oder was hat das weglassen von Wörtern mit der Einseitigkeit zu tun, das als Begründung im Vorwort der Luther Bibel steht. Weglassen von Wörtern oder ändern des Textes findet man bei Vergleichen mit älteren Bibeln genug.

Doch dem nicht genug. Aussagen von Wissenschaftlern, Theologen oder Pfarrern in heutiger Zeit lassen auch Skepsis aufkommen.

Ich lese Ihnen nun ein paar Zeitungsartikel vor, die über den Glauben geschrieben haben.

 

Die Zeitschrift PM von 9/94 schreibt:

" Die Bekehrung der heidnischen Barbaren war nicht das Ergebnis einer populären Bewegung von Idealisten. Nein, es war eine Revolution von oben, die den Untertanen von ihren Herrschern mehr oder weniger aufgezwungen wurde. Zum Glück für die Zukunft des Christentums bestieg am Ende des 6. Jahrhundert ein weitsichtiger Römer den Heiligen Stuhl: Papst Gregor I. der Große. Gregor war sich der Tatsache bewußt, daß die Menschen seiner Zeit in einer schwierigen Phase des Übergangs lebten. Eine der weisen Entscheidungen dieses Kirchenfürsten war es, alte Tempel nicht zu zerstören, sondern sie als Kirchen wieder instandzusetzen und mit Altären und Reliquien auszustatten. Außerdem beauftragte er seine Mitarbeiter, die alten heidnischen Feste in den Kalender des Christentum zu integrieren und sie dadurch in christliche Feiertage zu verwandeln. So blieb z.B. der ursprüngliche heidnische Fasching erhalten."

Die Katholische Sonntagszeitung des Bistum’s Augsburg vom 17./18. Juli ? schreibt:

"Durch das von Kaiser Konstantin 325 in Nicäa einberufene Konzil, dessen Ergebnis als Reichsgesetz verkündet wurde, wurde die bisher verfolgte Kirche zur herrschenden. Dieses Konzil hat den Menschen- und Gottessohn Jesus zum Gott erhoben. Nach den heutigen Erkenntnissen der Bibelwissenschaften wäre dies wohl kaum mehr möglich."

Aus der Kirchenzeitung Bibel nachgefragt: über Jakobus:

"Um manche Personen des Urchristentums gab und gibt es immer wieder Verwirrung, weil in der Bibel mehrere Träger des gleichen Namens vorkommen. Einer dieser Namen ist Jakobus. Allein im NT heißen sechs Männer Jakobus. Wer ist der Verfasser der Jakobusbriefe?"

Aus einen Zeitungsartikel deren Name ich nicht mehr nachgehen kann, steht folgendes über Weihnachten:

"Erst im Jahre 354 legte der römische Bischof Liberius die Feier der Geburt Jesu auf den 25. Dez.. Und das hatte taktischen Grund. Denn in den meisten heidnischen Kulturen feierte man dieses Datum als besonders heilige Zeit. Die Ägypter als 12tägiges Geburstfest der Jungfrau und die Römer ihres Sonnengottes. In Deutschland wurde Weihnachten 813 auf der Synode in Mainz eingeführt, was vier Tage lang gefeiert wurde."

Der Kirchenbote der Kreuzkirche in Schweinau veröffentlichte in seiner Ausgabe vom Febr. / März 98 folgenden Auszug:

Die Bibel ist im Laufe von rund 1300 Jahren entstanden. Viele Menschen haben zu ihr beigetragen. Die Bibel besteht aus 66 einzelnen Schriften oder Büchern, die die unterschiedlichsten Entstehungsweisen erkennen lassen. Nicht wenige biblische Schriften sind so ähnlich entstanden, wie heute Zeitungen gemacht werden. Einer, der Redakteur, sammelt das Material und setzt es zu einem Buch zusammen. Dabei bearbeitet er auch das Material, streicht an einer und ergänzt an anderer Stelle, fügt kurze Erklärungen hinzu und schafft Überleitungen. Auf diese Weise sind z. B. die fünf Bücher Mose entstanden, aber auch die Evangelien (Lukas 1; 1-4) Die Bibel ist in dem Umfang, wie sie uns heute geläufig ist, erst im 4. Jahrhundert n. Chr. Festgelegt worden. Die Christen übernahmen das Alte Testament in dem Umfang, wie dieser sich nach langer Diskussion gegen Ende des ersten Jahrhunderts im Judentum herausgebildet hatte. Auch der Umfang des NT war lange Zeit offen.

Die Süddeutsche Zeitung schreibt vom 24.12.1996:

"Der Katholische Exeget Jacob Kremer warnt: Wer die Bibel allzu wörtlich nimmt, sei naiv, von A bis Z als Gottes Wort auslegt, der versteht sie sehr oft falsch. Um biblische Texte richtig einordnen zu können, müsse man vor allem deren Entstehungszeit in den Blick nehmen. Doch da beginnt schon das Problem."

Zum Schluß fügt er noch an: Zum Leidwesen der Forschung ist allerdings keine Urschrift eines biblischen Textes erhalten.

In den Nürnberger Nachrichten vom 01.03.1995 findet man ein Thema zum Fasten:

Was flüssig ist, bricht kein Fasten, verbanden findige Mönche "Entsagung mit Genus". Denn das dunkle einheimische Starkbier steigert nach alter Mönchsweisheit das Wohlbefinden und kräftigt das Gebet in schwerer Zeit der Entsagung. Zu allem Überfluß hatte Rom diese eigenwillige Interpretation auch noch abgesegnet. Der Vatikan urteilte nach einer Bierprobe, der Genuß der braunen Brühe bedeute wirklich Entsagung und Buße.

 

Welchen Weg eine Gesellschaft gehen kann, die aus der Heilsbotschaft nicht ihr Segen und Liebe herauslesen kann, möchte ich nun zum Schluß noch vortragen.

 

Im Okt. 1995 findet man folgende Überschrift in der Süddeutschen Zeitung:

Ausflippen für den Herrn. Im katholischen Unterfranken schafft ein Geistlicher mit Techno-Sound, was der Kirche sonst nicht mehr gelingt – junge Leute strömen in den Gottesdienst. Zusehen ist dann ein Bild mit den Untertitel: Weil es in der Kirche, wie in der Diskothek zuging, kamen im unterfränkischen Riedenburg 400 Jugendliche zu einem Techno-Gottesdienst.

Der Focus bringt am 9.06.1997 folgenden Bericht:

Schock für die Kirchen: Nicht nur Laien, auch Pfarrer haben sich von vielen offiziellen Glaubensinhalten verabschiedet. Der Theologieprofessor Klaus-Peter Jörns verteilte Erhebungsbogen über den Glauben, und wertete sie aus. Die große Mehrheit der an Gott Glaubenden hat wichtige Dogmen beider großer Konfessionen über Bord geworfen. Auch viele evangelische Pfarrer glauben nur noch einen Teil dessen, was sie strenggenommen sollten.

Am 22.12.1997 zeigte Der Spiegel das Glaubensbild vieler Christen in Deutschland mit dem Titelbild:

Jesus, allein zu Hause; Glauben ohne Kirche.

Focus 10 Nov. 1997 :

Der Papst als (un)gefragter Werbeträger. Ein Bild des Papstes ist abgebildet mit Frauenbeine und einem Getränk: Verstohlen blickt das Kirchenoberhaupt einer Frau unter den Rock.

NZ vom 12.05.1997:

Mönch entsagt dem Kloster. Den 46jährigen Benediktiner zog es zu Frau und Kind.

NN 1997:

Priester geben Amt wegen Heirat auf. Kurz hintereinander ließen sich zwei Geistliche aus der Diözese Regensburg suspendieren. 42jähriger bekennt sich zu langjähriger Beziehung und dem gemeinsamen Kind.

NN vom 07.10.1996:

Alarmruf von Kardinal Wetter: Priester fehlen.

SZ vom 29.10.1996:

Immer mehr Deutsche leben allein

NN vom 08.10.1996:

Allein gefeiert: Geburtstagskind öffnete Pulsader.

NZ 1995:

So viele Scheidung wie nie zuvor: 1994 wurden in Westdeutschland 143.100 Ehen geschieden, so viel wie nie zuvor.

NN vom 13. Juli 1996:

Das herkömmliche Familienbild ist überholungsbedürftig. Jede dritte Ehe endet vor Gericht – Neues Phänomen: Stieffamilie.

SZ 28.08.1996:

In Westdeutschland wird jede dritte Ehe geschieden. Die Zahl der Scheidungen ist im letzten Jahr um zwei Prozent auf 169.400 gestiegen.

SZ vom 5. Sept. 1996:

Alkoholismus; Der Pro-Kopf-Verbrauch an reinem Alkohol lag in der BRD 1994 bei 11,4 Litern. Bundesweit gibt es 2,5 Millionen Alkoholabhängige.

 

NZ vom 9.08.1996:

Nur die Hälfte glaubt, daß es Gott gibt. Umfrage unter 50 Schüler (zw. 14 und 17 Jahren) förderte sehr naturwissenschaftliche orientiertes Weltbild zutage.

PM Febr. 1993:

Kehren die alten Götter zurück? Die neuen Heiden im christlichen Abendland

Focus 47 Ausgabe 1997:

Eine Religion im Trend: Auf der Suche nach sich selbst, nach Sinn und Seelenheil finden immer mehr Deutsche zum Buddhismus.

NZ vom Mai 1995:

Ein Bischof: Ehebruch ist keine Sünde. Zitat: Der Mensch ist nicht dafür geschaffen, nur einem Partner treu zu sein, glaubt er. Gott hat uns einen sexuellen Trieb gegeben, den wir so ausgiebig wie möglich nutzen sollten, meint der Bischof.

NZ vom 25. Okt. 1996:

Frieden um mehr als 100 Jahre zu spät. Der Papst zu Darwins Lehre. Der Papst rückt oft nur langsam von theologischen Positionen ab.

 

Aber auch über alte Zeiten wird wieder mehr nachgedacht.

So berichtet der Spiegel in seiner Ausgabe von 16.03.93:

Ist der gemeinsame Schulunterricht für Jungen und Mädchen ein historischer Irrtum? Die 1990 gegründete Lehranstalt in Essener Stadteil Vogelheim unterrichtet Jungen und Mädchen getrennt. Auf diesem Wege entwickeln die Mädchen in den eher technischen Fächern mehr Selbstbewußtsein, berichtet Schulleiterin Sabine Bellers, und die Jungen müsssen sich nicht ständig lautstark profilieren, sie übernehmen häufiger auch soziale Aufgaben. Jede zweite Frau kommt in Deutschland mit ihrem Fahrlehrer nicht zurecht, meint Fahrschulleiterin Wiedenberg. Als einzige Hochschule in der BRD bietet die Fachhochschule Wilhelmshaven sogar eine Studiengang allein für Frauen an. ...ich lerne hier mehr und intensiver meint die Studentin Maren Bernstein 20 Jahre alt. Sie hatte zuvor ein Jahr an der Universität Göttingen gemensam mit männlichen Kommilitonen studiert.

 

Mit diesen Zitaten aus verschiedenen Zeitungen möchte ich den ersten Vortrag über die Sichtweise des Christentum aus islamischer Sicht abschließen.

Sie haben nun hören können, wie schwer es für einen Muslim ist, den Christ und seine christliche Religion zu verstehen. Leider muß ich sagen, das sich in dieser Gesellschaft hier, nicht sehr viele Menschen mit ihrer Religion auseinandersetzen.

Hier in Nürnberg, wissen viele Muslime mehr über das Christentum, als ein Christ selber.

Der zweite Teil behandelt dann die Bibeltexte und ihre Auslegung.